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Paper Review: ESG Shareholder Engagement and Downside Risk

  • Autorenbild: Niklas Krämer
    Niklas Krämer
  • 7. Aug. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Wie hat nachhaltige Geldanlage eine echte Wirkung? Aus der Finanzwissenschaft lässt sich ableiten, dass im Kontext sogenannter „effizienter“ Kapitalmärkte das bloße Investieren in grüne Aktien wenig bewirkt. Ein Streif am Horizont: die Nutzung von Aktionärsrechten. Investierst du in Fonds oder ETFs oder hältst du sogar direkt Aktien von Unternehmen, bist du indirekt oder sogar direkt Miteigentümer:in dieser Unternehmen! Als solche:r hast du einerseits die Möglichkeit – man könnte auch sagen die Verantwortung – den Kurs deiner Unternehmen mitzubestimmen!


Paper Review: ESG Shareholder Engagement auf dem Prüfstand
Paper Review: ESG Shareholder Engagement auf dem Prüfstand

Wie sehen Aktionärsrechte aus?

Neben deinem Stimmrecht zu den Tagungsordnungspunkten auf der jährlichen Hauptversammlung  (Vote) haben insbesondere größere Aktionäre auch die Möglichkeit, direkt in Dialog mit dem Management der investierten Unternehmen zu treten (Voice). Ersteres ist zwar auch noch weitestgehend unbekannt. Dort gibt es aber Ressourcen wie den Voting Matters-Report¹ der britischen NGO ShareAction, in dem du sehen kannst, wie der Anbieter deines Fonds deine Stimmrechte repräsentativ für dich nutzt hinsichtlich Nachhaltigkeitsthemen. 

Nach der Erfahrung der nachhaltigen Fondsmanager, mit denen wir hierzu gesprochen haben, steckt jedoch insbesondere außerhalb der Hauptversammlungen im direkten Dialog mit den Unternehmen mehr Potenzial für eine nachhaltige Wirkung. Leider gibt es hier kaum verfügbare Informationen, um beurteilen zu können, welche Fondsgesellschaften wirklich stringent diese Dialoge führt. Außerdem gibt es auch von der Wissenschaft bisher wenig Anhaltspunkt, was und wie dieses Engagement tatsächlich bewirkt - bis jetzt!


Neue Studie von renommiertem Forscher-Team

Im September 2023 hat Prof. Hoepner von der Universität Dublin gemeinsam mit vier Kolleg:innen aus London, Zürich, Austin (USA) und Oxford ein Paper veröffentlicht, das es in sich hat! Nach einer Story dazu auf unserem Instagram-Kanal haben wir abstimmen lassen und die Instagram-Community hat entschieden: Die Main-Takeaways der druckfrischen Studie werden hier im Blog für euch aufbereitet. Falls du uns noch nicht auf Instagram folgst, schau gern mal vorbei bei @finance_4future - dort gibt's interessante Einblicke in unsere tägliche Arbeit und das ein oder andere Bit Information locker aufbereitet :)

In der Studie betrachten die Wissenschaftler:innen die Engagement-Daten eines großen institutionellen Anlegers, der mit den eigenen Aktionärsrechten, aber auch stellvertretend für andere Anleger (kollaboratives Engagement), Unternehmen versucht zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Als solcher verfügt er über mehr als 1 Billion US-Dollar - das sind eine Million mal eine Million - eine Menge Geld, aber immer noch nur ein kleiner Anteil an den großen Konzernen der Welt, in die er breit gestreut investiert. Insgesamt kam dieser Anleger auf 1443 Engagement-Fälle bei 485 Firmen im betrachteten Zeitraum von 2005 bis 2018. Davon betrafen knapp über die Hälfte Governance-Themen (gute Unternehmensführung wie z. B. faire Gehälter, keine Vetternwirtschaft etc.). 26 % betrafen Umwelt-Themen und 23 % soziale Themen. 


Vorgehen und Ergebnisse

Die Wissenschaftler:innen haben in diesen Daten untersucht, ob diese Engagement-Bemühungen das Aktienkursrisiko der betroffenen Unternehmen senkte. Dieses rein finanzielle Risiko dient als Indikator für den Erfolg von Engagement-Aktivitäten. Wenn Unternehmen tatsächlich nachhaltiger agieren, können sie dadurch finanzielle Vorteile erzielen. Beispiele dafür sind ein geringerer Reputationsschaden bei sozialen Kontroversen, weniger Strafzahlungen bei Verstößen gegen Umweltrichtlinien oder eine Reduktion der Ausgaben für den Kauf von CO₂-Zertifikaten. Solche Verbesserungen deuten darauf hin, dass Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeit erfolgreich waren.

Um das finanzielle Risiko zu beurteilen, betrachteten die Forschenden den "Value-at-Risk", also den Wert eines Investments, der in einer bestimmten Zeitperiode in normalen Marktbedingungen von Verlust bedroht ist. Das Ergebnis? Der Value-at-Risk reduzierte sich um 9 % der Standardabweichung nach erfolgreichen Engagements! Das ist „ökonomisch signifikant“ - also statistisch signifikant (nicht in reinem Datenzufall zu begründen) und tatsächlich wirtschaftlich bedeutsam. 

Fazit

Am größten war der Effekt in den Daten der Studie übrigens bei Umwelt-Themen & Klimawandel, der dabei am häufigsten Thema ist. Das sind also gute Nachrichten für alle, denen insbesondere Klimaschutz am Herzen liegt, und auch ein Aufruf, in Fonds und ETFs zu investieren, die deine Aktionärsrechte nutzen!


Herauszufinden, welche Fonds-/ETF-Manager ihre Aktionärsrechte effektiv nutzen, ist zugegebenermaßen nicht einfach. Abgesehen vom Voting Matters Report der NGO ShareAction gibt es da nämlich wenig öffentliche Informationen zu. Über meine Beratungsfirma der WertWende GmbH komme ich immer wieder mit Fondsmanagern in Kontakt und bekomme so Einblicke hinter die Kulissen. Einige davon dürfen wir im WertWende Impact Bericht öffentlich berichten, andere Informationen können wir lediglich für die Auswahl unserer Anlageempfehlungen verwenden. Falls dir dies für deine Investition wichtig ist, melde dich gerne bei mir über die Finanzberatungsfirma WertWende oder stell uns deine Fragen in den Kommentaren und halte dich über unseren Newsletter auf dem Laufenden.  


Dein Niklas


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